Ein Projekt der Christoph Merian Stiftung. Neuer Kunstraum für zeitgenössische Kunst.

Ausstellung

05/07/2013


31/07/2013

If anyone answers:
Sarah Bernauer & Garett Nelson, Balz Isler, Florence Jung, Dominique Koch, Jue Löffelholz, Romy Rüegger

jung23

Oslo10 is an artspace located in the middle of an industrial zone on the outskirts of Basel.

For the exhibition If anyone say no: scream, Florence Jung has asked a medium to stimulate the spirit potential of the place. 

Thus, Oslo10 and its surroundings are loaded with a presence and the spirits are invited to manifest themselves.

Be sensitive

Sarah Bernauer & Garrett Nelson, Dominique Koch, Balz Isler, Florence Jung, Jue Löffelholz, Romy Rüegger

If anyone answers yo: Scream no.

If anyone answers no: Scream o!

Der Titel der Ausstellung ist wandelbar, die Originalinspiration ein entfremdetes Zitat aus einer von Georg Brechts Handlungsanweisungen, die er während den YAM Lectures 1961 formulierte. Das Yam Festival, das explizit nicht-verkaufbare Arbeiten von KünstlerInnen wie Alison Knowles, Allan Kaprow, John Cage, etc. zeigte, verortet sich in der Hochzeit der Fluxusbewegung, die seit der Internetära in der Gegenwartskunst wieder relevant ist. Der heutige Künstler, selbstverständlich Alleinunternehmer, Produzent, Selbstvermarkter, Networker, Organisator, Kurator, Dokumentarist und nicht zuletzt Künstler, hat facettenreiche Aufgabenbereiche. Eine Strategie ist es, sich diese Prozesse selbst künstlerisch anzueignen. Darin sind Kunstpraxen wie Performances, Lectures und selbstorganisierte, kollaborative Ausstellungsprojekte eine Haltung und immer wandelndes Thema auf dem Feld der Kunst heute.

Es ist oft ein Wunsch und Wille nach unmittelbarer und all – wie auch Ich - umfassender Formgebung dahinter. Heute sind Kontexte, der Teich der angeschwemmten Figuren, Vorbilder, Fakten, Bilder wie Geschichten hinsichtlich der Kunst- wie Eigenverortung reflektierter und differenzierter. Nicht mehr das Netz oder Gewebe der immer vorhandenen und immer globalisierteren Bedeutungsrelationen sind zentrales Thema, sondern die künstlerische Auseinandersetzung und die daraus resultierenden neuen Formfindungen, die aus eigenwilligen Blickwinkeln Geschichten gegenwärtiger Gesellschaftsstrukturen erzählen.

Oslo10 hat sieben KünstlerInnen eingeladen, die sowohl bildend, mehrheitlich aber mit Hybridformen von Kunstpraxen (wie Performances, Lectures, multimedialen Präsentationen, etc.) arbeiten. Ihre Arbeiten formen sich aus Auseinandersetzungen mit spezifischen gesellschaftlichen Phänomenen, wie beispielsweise Dominique Koch’s Arbeit die Absurdität einer neuen Software, die den Wahrheitsgehalt von Stimmaufnahmen feststellt, in den Fokus rückt. Anders Jue Löffelholz oder Balz Isler, die auf sehr unterschiedliche Weise die mediale Zerstückelung und damit Bedeutungsauflösung in

ihren Arbeiten neu erzählen oder in Objekten und Bildern subtil wieder auffangen. Der Künstler als Knotenpunkt und Schaltstelle, als Produzent des Mythos Künstler um Ihn zugunsten dieser Metapher wieder aufzulösen, ist ein währendes Thema der kollaborativen Arbeit zwischen Sarah Bernauer und Garrett Nelson. Während sie mit bildstarken Metaphern arbeiten, entzieht sich Florence Jung’s Arbeit jeglicher Visualität. Ihre Performances passieren, greifen in den Kontext der Ausstellung ein und agieren eigenständig ohne die Person Künstler zu berühren. So auch Romy Rüegger, die strukturelle und historische Kontexte und Zusammenhänge neu auslegt. In ihren Lectures führt sie gleich einer Regisseurin durch die Geschichte der Auslegung, hier, in der Ausstellung allerdings, lässt sie ihre Text-, Zeichen- und Bild-“Felder“ dem Betrachter zur eigenen Reflektion zurück.

Die Einladung zur Ausstellung bedeutete in diesem Sinn eine Rückführung in den klassischen Ausstellungsrahmen. Welche Dynamik kann in den Objekten gespeichert werden, welche Gedankenwege können Objekte erzählen, welcherart ist die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Phänomenen, mit den heutigen Bedeutungskonstruktionen, mit der eigenen Rolle als Künstler?